Liebe Leserinnen und Leser der Kirchengemeinde Geisenheim, liebe Gemeindeglieder,
mein Name ist Julia Vera Rennecke und ich freue mich sehr Ihre neue Pfarrerin in Geisenheim zu sein und Sie alle besser kennenzulernen.
„Wie stelle ich mich einer Gemeinde vor, die einen so großen musikalischen Schwerpunkt setzt?“, habe ich mich gefragt. Doch wohl am besten in sieben Musikstücken, die mich und mein Leben geprägt und bereichert haben:
1. „Schneewalzer“, Volkstanz aus Kärnten, T. Koschat (1845–1914)
Mit dem Lieblingswalzer meiner Groß-mutter, den ich als Kind schon so gerne beim Plätzchenbacken mit ihr und meiner Mutter hörte, verbinde ich wunderschöne Kindheitserinnerungen an meine Großeltern in Stadecken-Elsheim/Rheinhessen. Wir fütterten zusammen Enten, backten Waffeln und machten Ausflüge, z.B. auf dem Rhein zum Niederwald-Denkmal, wo mein Opa jedes Mal sagte: „Dreh dich mal um, die Germania winkt dir immer noch nach.“ Ohne meine Großeltern wäre vielleicht nie meine Liebe zu dieser lebensfrohen Gegend rings um den Rhein entstanden, mit ihrer farbenfrohen Fastnacht, den üppigen Weinbergen und strahlenden Weinköniginnen.
2. „Memory/Erinnerungen“ aus A. L. Webber´s Musical „Cats“ (1981)
Meine Eltern brachten von ihrer Hochzeitsreise die Aufnahme dieses Musicals mit, das ich als Kind rauf und runter hörte, endlos mitsang und mittanzte. Seitdem liebe ich Musicals und ich bin verrückt nach Katzen jeder Größe, im Zoo oder zu Hause. Meine zwei Stubentiger-Mädchen Bella und Nellie ziehen mit mir zusammen ins Pfarrhaus ein und freuen sich darauf, als Pfarrkatzen – wie Old „Deuteronomy“ in dem Musical – auf einem katzensicheren Balkon, Rheingauer Luft schnuppern zu dürfen.
3. Duett von Rodolfo und Mimi („Che gelida manina“/„Mi chiamano Mi-mi“/„O soave fanciulla“) aus G. Puccini ´s Oper „La Bohème“ (1896)
Meinem opernbegeisterten Vater verdanke ich meine Liebe zur italienischen Oper, besonders zu Giacomo Pucchini. Schon als ich noch ein kleines Mädchen war, liefen diese bei uns zu Hause auf Schallplatte oder CD. Später besuchten wir die Opern-Arena in Verona, und die Freude an der Oper verbindet mich und meinen Vater noch heute.
Puccini ist mein Lieblingskomponist, denn ich bewundere es, wie er Poesie und Klang verbindet, vor allem in meiner Lieblingsoper „La Bohème“, die ich mir jedes Jahr wieder voller Begeisterung in der Weihnachtszeit ansehe.
4. „Now we are free“, Filmmusik aus „Gladiator“, H. Zimmer & L. Gerrard (2000)
Ich bin eine leidenschaftliche Cineastin und Fan der großen Filmmusik-Komponisten Hans Zimmer, Ennio Morricone und Henry Mancini. Es beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue, zu erleben, wie die berühmten Blockbuster der Kinowelt, untermalt durch unvergessliche Musik, ihren besonderen Zauber entfalten.
Besonders das tragische und dennoch hoffnungsvolle Ende von „Gladiator“ zum wundervollen Soundtrack von Lisa Gerrard rührt mich jedes Mal zu Tränen.
5. “Volare/ Nel blu, dipinto di blu“, italienischer Schlager, D. Modugno & A. Semprini, (1958)
Dieses Lied erinnert mich an unvergessliche Familienurlaube mit meinen Eltern und dem Hund an der wunderbaren Adria.
Und es lässt mich denken an inspirierende Studienreisen und Italienisch-Kurse mit dem kirchengeschichtlichen Oberseminar der Universität Göttingen. Insbesondere die antiken, kunsthistorischen Kirchen-Mosaik-Funde der frühen Christen aus St. Pudenziana in Rom oder dem Baptisterium der Arianer in Ravenna zogen mich während meines Studiums in ihren Bann.
Reisen fasziniert mich immer wieder, denn es ist wunderbar, neue Länder, Menschen, Sprachen und Kulturen kennenzulernen. Aber Italien ist und bleibt eines meiner absoluten Lieblingsländer und ich habe eine Schwäche für italienisches Essen.
6. „Jesu bleibet meine Freude/Wohl mir, dass ich Jesum habe“, Choralbearbeitung, J. S. Bach (1723)
Dieses Musikstück wurde im Laufe der Jahre zu meinem absoluten Trost- und Hoffnungslied in schweren Zeiten, das mir, wenn es hart auf hart kam, schon oft wieder Mut machte, wenn ich ihn dringend brauchte. Für den Notfall habe ich es deshalb auf dem Handy immer bei mir.
Ich habe in meinem Leben schon viele Dinge und liebe Menschen verloren – den größten Verlust erlebte ich durch den Tod meines Ehemannes Helge Rennecke.
Aber meinen Glauben kann und wird mir nichts nehmen, Jesus bleibt bei mir, für immer.
7. „Quem pastores laudavere/Den die Hirten lobten sehr“, Kirchenlied, EG 29 (15. Jahrhundert)
Ein Lieblingskirchenlied zu nennen ist für mich unmöglich – ich liebe so viele: „Wohl denen, die da wandeln (EG 295), „Bleib bei mir, Herr“ (EG 488), „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen (EG 266) oder „Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt (EG 98) sind nur einige davon, die anderen werden Sie im Laufe der Zeit noch kennenlernen, aber ich will, passend zur Adventszeit und zum neuen Kirchenjahr, mit meinem Lieblings-Weihnachtslied, EG 29, diesen Reigen beschließen.
Ich mag diesen alten, recht unbekannten Choral, der herrlich klingt, wenn man ihn mehrstimmig oder im Wechsel, auf Latein und auf Deutsch, singt und so wie schon vor 500 Jahren die Freudenbotschaft von Weihnachten verkündet:
Gott, der Herr wird Mensch und kommt zu uns auf die Welt! Halleluja!
So, jetzt kennen Sie mich ein kleines bisschen besser.
Sie haben einen Einblick gewonnen, woher ich komme, was mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin, und wofür mein Herz schlägt.
Und alle anderen Fragen, die vielleicht noch offen geblieben sein mögen, beantworte ich Ihnen sehr gerne in einem persönlichen Gespräch bei einer Tasse Milchkaffee.
Sprechen Sie mich an und lernen Sie mich kennen! Ich freue mich darauf!
Ihre Pfarrerin Julia V. Rennecke
Tageslosung